Unterwegs notiert:
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April, nachösterlich ... zweimal war ich in diesem Kalendermonat im Big Apple / New York, Aus gegebenem Anlass lese ich in diesen Tagen nocheinmal die Tagebuchnotizen und tauche ein in die vielen Fotos, die ich gemacht habe. Und sofort bin ich wieder drin in diesem faszinierenden "Kosmos" ... Von dem Bruce Cockburn singt: "Let's hear a laugh for the man of the world/ Who thinks he can make things work/Tried to build the New Jerusalem/And ended up with New York ... " ;-)
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Dienstagnachmittag ... Die Kirche ist offen, gleich beginnt der "Konfi-Unterricht". Bevor die Jugendlichen kommen, steht eine Frau in der Tür und möchte ein paar Augenblicke den Raum wahrnehmen. Ich spreche sie an und wir kommen ins Gespräch: Sie kommt aus Frankreich und besucht gerade Tochter und Enkelkinder hier in der Nachbarschaft. Mein Französisch reicht nur bruchstückhaft für ein vertieftes Gespräch, ihr Deutsch ist auch limitiert, aber irgendwie kommen wir zusammen ... Ein paar Minuten später, ich habe bereits meine Gitarre in der Hand und die ersten Konfis sitzen schon im Stuhlkreis, steht sie nocheinmal, diesmal mit ihrem Mann, und zwei Enkelkindern in der Tür ... Ich gehe nocheinmal spontan zu Ihnen hin und spiele intuitiv die Melodie eines französischen Liedes --- Yves Duteil "Prendre en enfant par la main " --- das sie kennen und zu dem sie sofort anfangen zu singen, mit leuchtenden Augen :-) .... Wir verabschieden uns fröhlich nach dieser spontanen, wunderbaren deutsch-französischen Begegegnung ...
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"Wir sind 'so jung' wie unsere Träume und 'so alt' wie unser Zynismus." (Shane Claiborne)
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"Können wir Krieg?" ... Allen Ernstes lese ich, dass eine Fernsehdokumentation (über die "Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr") in der ARD heute Abend, diesen Titel trägt ... Auch wenn klar ist, worum es geht, ist der Titel horribel und in der legeren Formulierung völlig daneben! Wo bloß sind wir mittlerweile gelandet???? --- NIEMAND "kann" Krieg, alle erleiden ihn als das Furchtbare ... Sieger, Gewinner? ... Furchtbarer Titel für eine Doku, gemessen an der Sache. Ich hoffe, nicht nur mir dreht sich beim Lesen und Hören alles um :-((
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Das Neueste aus dem *Sprachlabor* der Political Correctness: "Mumien" sollen in Zukunft in unseren Museen nicht mehr einfach als Mumien benannt werden, sondern als "mumifizierte Personen" ... Jou.
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Manchmal scheint es sinnlos. die Sinnfrage zu stellen ...
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In der aktuellen ZEIT lese ich in der Rubrik "Stimmt`s?" die Überschrift: "Unter der Dusche hat man die besten Ideen!" ... Und, tatsächlich, das ergeben 'neueste Untersuchungen': "*Der Dusch-Effekt* ist real" ... Als bekennender Warm-Duscher fühle ich mich bestätigt ... "Das Gefühl des warmen Wassers trägt sicherlich zur Kreativität bei. Dann geht es nur noch darum, die neuen Ideen nicht zu vergessen, bevor wir das Badezimmer verlassen haben." ;-))) ... In der Tat: Ideen, Einfälle, vorausgedachte Begegnungen und Tagesstrukturierungen haben auch bei mir Raum in der morgendlichen "Nass-Zelle" ... Und während ich mich noch abtrockne, notiere ich bereits meine *Dusch-Effekte" im inneren Notizbuch ;-)
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Ein morgendliches Telefonat mit einem Wertgeschätzten Freund, den ich seit einiger Zeit nur noch selten sehe, weil uns beiden die Zeit fehlt und wir eingebunden sind in unseren je eigenen Lebens-Kosmos und Alltag .. Aber es gibt "Grundierungen", die bleiben, und eine Verbundenheit, die ungebrochen da ist ...
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"Sobald man beginnt, Gespenster zu sehen/und spärlich bekleidet spazierenzugehen/von Türmen zu sinken, im Bad zu ertrinken/ sobald man sich duzt mit Dämonen und Drachen/empfiehlt es sich schleunigst - aufzuwachen!" (Mascha Kaléko)
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Seit einer Woche bin ich nun corona-bedingt inhäusig. Der Verlauf ist - wohl dank der vorausgegangenen Impfen - mild, aber noch bin ich ansteckend ... Gestern kam ich morgens die Treppe runter und sah vor mir, auf dem Boden vor dem Arbeitszimmer, mein "Beffchen" liegen - wie eine stumme Aufforderung vor die Füße gelegt. Unsere Katze hatte dieses pastorale Utensil, mit dem ich auf der Kanzel stehe, in der Nacht aus dem Regal gefischt und damit gespielt ... Für den Gottesdienst am kommenden Sonntag habe ich dann aber doch noch eine Vertretung gesucht und auch gefunden.
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"MagicMom", der TATORT mit Thiel und Boerne, läuft an diesem Sonntagabend in der ARD. Er wurde letzten September gedreht, als wir gerade zwei Tage zu Besuch in Münster waren. Die entscheidende Szene - eine kleine Aufholjagd in der Innenstadt - kam erst in den letzten Minuten. Es ist interessant, die eigenen Beobachtungen vom Straßenrand zu verrechnen mit dem, was am Ende - drehtechnisch uind perspektivisch - in den Film gekommen ist ...
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"Man muss lernen, sich selbst auszuhalten." (Aus einem Interview mit der Schauspielerin Dagmar Manzel, in der Reflexion über ihren Beruf und Gefühle der Einsamkeit, sowohl in ihrer Arbeit wie im Privaten) --- Was für ein nüchterner, widerständiger und ehrlicher Satz: Der Verzicht auf all die Fluchten ins Gehabe, in die Ablenkungen, in die Schönfärbereien.
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Ich lese in diesen Tagen mit Vergnügen die Tagebuchnotizen von Manfred Krug. Außerdem - zum zweiten Mal - das Büchlein "Mein blaues Zimmer. Autobiographische Skizzen" von Angela Winkler. Bereits gelesen: Die autobiografischen Bücher/Aufzeichnungen von Hannelore Hoger und Achim Rohde ... Alle vier sind Theater-, Bühnen- und Film-Schauspieler. Je eigene Charaktere, im je eigenen Lebens-Kosmos, mit ihren Erfahrungen und Sichtweisen. Was sie eint, ist der Beruf der Schauspielerei: Rollen spielen, in Rollen schlüpfen - und in zwei Welten unterwegs zu sein, zwischen öffentlich und privat, Ich-Sein und ein Anderer, eigener Identität und Rollen-Identifikation - wo berührt sich was, wo fällt was auseinander? ... "Es braucht doch jeder seine eigene, andere Welt." (Angela Winkler).
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Morgen jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine, Was wird noch kommen, was passieren? ... Wohin man schaut, was immer man hört und liest - die Welt macht Angst.
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In unserer Straße und Nachbarschaft sehen wir täglich einen "kleinen Kerl", der stumm und in sich gekehrt seine Runden dreht, mit sich selbst unterwegs ist, oft lange an bestimmten Stellen wie angewurzelt steht und Ausschau hält. Wer nimmt ihn wahr, was nimmt er wahr? Wenn man ihn anschaut, schaut er einen nie an .... Vorletzte Woche fuhr ich rückwärts mit dem Auto aus der Garage, wie immer mit der Notwendigkeit des vorsichtigen Rangierens und Aufpassens nach allen Seiten ... Da stand er plötzlich und winkte mich raus. Als wir Blickkontakt hatten, zeigt ich ihm, aus dem Auto und vor dem Weiterfahren, mit dem Daumen ein freundliches "Danke!" ... und er erwiderte meine Geste mit einem breiten, strahlenden Lächeln. Seitdem winken wir uns immer zu, wenn wir einander aus der Entfernung sehen ... Ein kleiner "stummer Pakt" :-))
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11.00 Uhr, Städtischer Friedhof, eine Ordnungsamt-Beerdigung ... wenigstens ist der Himmel heute ungetrübt blau und die Sonne scheint, ganz
schrecklich sind diese trostlosen Beisetzungen, wenn wir auch noch unter grau-verhangenem Himmel und bei Regen dieses "letzte Geleit" geben. Vor der Kapelle die schmucklose Urne, der Urnenträger und meine Wenigkeit - für wen stehen wir gerade stellvertretend hier? Wer hätte jetzt hierhin gehört - im Abschied von einem Menschen, von dem ich nur den Namen, das Geburts- und Sterbedatum habe? --- Ich nenne - vor den persönlichen Worten der Betroffenheit, der Psalmlesung und einem Gebet - den Namen des Verstorbenen, der Friedhofsbegleiter stutzt und sagt: "Moment!" ... Ein Blick auf den Urnendeckel zeigt, dass wir fast die Asche einer anderen Person zu Grabe getragen hätten - gut, dass der Fehler korrigiert und die Urne noch ausgetauscht werden kann. ---- In die Erde gelegt, wäre das Herausholen bei Irrtum noch machbar gewesen ... Was aber, wenn ein Sarg zuvor zwei Meter ins enge Loch versenkt wurde, dort eingeklemmt feststeckt, die Seile entwunden - und man die Sargverwechslung nachträglich zu korrigieren hätte? Eine logistische Herausforderung, der ich nicht weiter nachphantasiere ...
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Nun habe ich tatsächlich am Nachmittag die ersten vier Kisten mit aussortierten Büchern in die Pauluskirche zum dortigen "Büchermarkt" gebracht - 1 1/4 Jahr, bevor es mit den Umzugsvorbereitungen - auf den Sommer 2024 hin - dann richtig losgeht. Aber schon jetzt scheint mir die buddhistische Übung des "Nicht-Anhaftens" und das Küstenmacher'sche "Simplify your Book-Arrangements" in Ordnung und hilfreich. Die Trennung vom allerersten Schwung fiel relativ leicht. Wenn ich mich weiter vorabeite im Trennungsprozess, wird's sicher schmerzlicher und schwieriger ...
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Zum Wochendende haben wir Vogel, Hund und Katze im Haus, die ersten beiden zu Gast - schön räumlich getrennt und mit zu schließenden Türen, damit es keinen *Budenzauber* gibt ;-)
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Besichtigung eines Gemeindezentrums, wir gehen von Raum zu Raum, alles ist einladend, freundlich und warm. Zum Ende schauen wir noch kurz in den Kirchraum - dort ist es eisig kalt, keine Heizung an. Ein Kollege sagt beim Rausgehen: "Diese Kirche wird für Sie gesponsert von ... BoFrost!" ;-)
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Die täglichen Handlungs- und Bewegungsabläufe, in den ersten Minuten nach dem Aufstehen, sind wohl jeden Morgen die gleichen: Runter in die Küche, Kaffeemaschine anstellen, der Katze ihr Futter geben, Frühstückstisch oder ein Tablett bestücken, die Griffe in den Kühlschrank, dann hoch ins Arbeitszimmer, die PC hochfahren ... Wenn ich mein Tun wie Transparenzbilder übereinander legen würde, gäbe es wohl im Detail kaum große Abweichungen in Motorik und Raumbewegung, same procedere as ... yesterday ... and the days before. - Wenn wir aber, wodurch auch immer, aus diesem Alltäglichen herausgerissen würden, dessen beraubt würden, dann wäre es genau dieses Wiederkehrende, Alltägliche, das wir dann schmerzlich vermissen ...
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"Ich habe zum Schauspielen keine Lust mehr, was soll ich nur machen?" (Manfred Krug in seinen Tagebuchaufzeichnungen) -- Ein Satz, der hier und da nicht nur für Kamera und Theaterbühne gilt, sondern auch für's Leben und Tun in anderen Zusammenhängen ...
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Jahresanfang 2023 ... Zwischendurch, immer wieder, gehäuft: Eine unbändige Wut, Traurigkeit und Ohnmacht bei den täglichen Nachrichten gegenüber denen, die an den Schalthebeln der Macht sitzen, unsre Welt zunehmend Richtung Apokalypse führen und mit ihren Zerstörungs- und Vernichtungstaten Gräuel anrichten, für die es keine Worte mehr gibt ... Manchmal ist mir Camus dann näher als alle Versuche, mir selbst und Anderen Mut und Hoffnung zu vermitteln.
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Schneefall über Nacht, der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt eine weiße Pracht ... Aber in der Stadt beginnt schon früh und unromantisch das übliche Verkehrschaos: Öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht, Menschen kommen nicht zur Arbeit, Räumfahrzeuge kommen nicht durch, Autos stehen im Stau, der Vormittag gerät durcheinander und das Lokalradio hat ein alles beherrschendes Thema ... Es wird geschimpft, geklagt, gemeckert und geflucht, weil es mal nicht geht, wie gewohnt --- woanders, nicht so weit weg von uns, herrscht ein bitterer Kriegswinter und Menschen leben mit zerstörten Häusern, ohne Strom und Wasser, mit Knappheit in der Grundversorgung, in Nässe und Kälte ... Das Lokalradio aber gibt schon bald "Entwarnung", weil es - wie gut! - "nicht mehr schneit".
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Wie leicht wird "Gott" gerade für (uns) TheologInnen, PfarrerInnen, SeelsorgerInnen zu etwas Abstraktem und Theoretischem. Sollte man nicht meinen ... Aber so wie z.B. Köche in ihrem Beruf und in ihrer Küche permanent mit der kulinarischen Zubereitung und Versorgung für Andere beschäftigt sind, mit Rezepten im Kopf, kreativen Ideen, gewohnten Handgriffen und Zutaten - so kann auch "die Sache mit Gott" (H. Zahrnt) zu etwas werden, was in Liturgien, Gottesdiensten, Predigten und Andachten seinen Platz hat, aber nicht mehr im eigenen gelebten Leben ... Was aber ist auf dem eigenen Teller???
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Männer ab 50 ... Statt Resturlaub nun bettlägerig, krankgeschrieben, mit einer diagnostizierten Prostatitis ... Da fällt mir die immer wieder gern erzählte Familienanekdote von unserer "Tante Martha" ein, einer schwierigen und geschwätzigen alten Dame, an die ich mich dunkel aus Kindheitstagen erinnere: Irgendwann irgendwo erzählte mein Opa ihr damals von den Beschwernissen seines "Männerleidens" im Älterwerden --- und das Tantchen reagierte mit einem "Wem sagste das, Peter, da kann ich Dir auch schwer ein Lied von singen!!"
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Kuriositäten im Netz ... Ich suche über Google und gebe den Namen "Pater Bede Griffiths" ein. Die erste Google Startseite öffnet sich. Sie beginnt mit zwei Links "WC-Spülrand-Reinigung, günstig", dann folgen zwei Links zu der gesuchten Person, und schließlich erneut ein zweimaliges "WC-Spülrand" .... ??? ... Sollte das jetzt, bei einer unverfänglichen Internetsuche, so etwas wie der berühmte "Griff ins Klo" gewesen sein ???? Nein, da hat Google wohl frei assoziierend "Bidet" statt "Bede" geschaltet ---- Ich schmunzle zudem, denn Bede Griffiths war ein englischer Benedektinermönch, der in einem indischen Ashram in Armut und Askese lebte - das Angebot einer günstigen WC-Spülrand-Reinigung war da wohl eher außerhalb seinen 'Lebens-Kosmos' und ein Google-Gaga-Fehlgriff ;-)))
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Neujahr, der erste Tag im neuen Kalenderjahr. Ich schaue die Abendnachrichten. Zuerst der Rückblick auf die vergangene Silvesternacht, es böllert, knallt und blitzt wie wild über Deutschlands Himmel. Nach zwei Jahren 'Böller-Verbot' lassen die Menschen es ordentlich krachen ... Dann wechseln die Bilder: Es böllert, knallt und blitzt in und über der Ukraine, russische Angriffe in der Nacht, Krieg und Leid --- Das Nacheinander der Bilder ist makaber und schrecklich. Dazu die Meldung, dass es in Berlin und Hamburg Angriffe auf Feuerwehr und Polizei gegeben hat, die Pyrotechnik wurde zur Waffe ... Und die Krönung noch: Die Verteidigungsministerin schickt eine kleine 'Neujahrsansprache' per Video, mit Feuerwerksgetöse im Hintergrund und einem Gewummer, das sie kaum verstehbar macht ... Willkommen im neuen Jahr.
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Nicht jeder ist morgens vor dem ersten Kaffee schon richtig auf diesem Planeten angekommen ... Die Begrüßung am Frühstückstisch? ... "Willkommen im Aufwachraum!"
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"Wie die veränderlichen, körperlichen Dinge nur im äußeren Licht gesehen werden können, so ist die geistige Erkenntnis der Ideen nur in einem inneren, geistigen Licht möglich. Dank der Einstrahlung ewiger Wahrheiten durch den göttlichen Geist in den menschlichen Geist sind wir befähigt, diese zu schauen ..." (Augustinus. Illumination) - Das "leuchtet" mir ein! :-)
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Über die Jahre hin beschäftigt mich immer mehr die Frage nach einer möglichen "Zwei- oder Mehrsprachigkeit" des Glaubens, der Spiritualität und des geistlichen Lebens. ---- Damit meine ich: Inwieweit können wir- über die eigene Beheimatung unseres Glaubens und der damit gegebenen "Muttersprache" hinaus - auch in anderen religiösen Bezügen stehen? Und wie sehr ist eine 'hybride Spiritualität' (P. Knitter) keine Promiskuität (so der "Synkretismus-Vorwurf" der orthodoxen und fundamentalistischen Sichtweise auf die eigene, zu behauptende, sich abgrenzende "Wahrheit"), sondern praktikabel, bereichernd und sogar ein Geschenk ???
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Weitere Durchsuchungen im Hause Trump, weitere Funde von Geheim-Dokumenten auf seinem privaten Anwesen. Vielleicht hat er ja nur, bei seinem Auszug aus dem Weißen Haus, die Unterlagen zum Mitnehmen als "Geh heim - Dokumente" interpretiert ;-)
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Carla Bley und Steve Swallow, musikalisch (im Jazz) und privat ein Paar, seit Jahrzehnten ... Ich schaue ein aktuelles Interview. Alt geworden sind beide, besonders CB - zeitlebens so agil - wirkt sehr zerbrechlich. Ich bin gebannt, sie anzuschauen und ihnen zuzuhören: Bedächtig und konzentriert geben sie Rede und Antwort, achtsam und respektvoll im Miteinander, hier und da ein herzhaftes Lachen auf eine Bemerkung oder ein Stichwort des jeweils Anderen hin ... Mich berührt, was ich sehe. Ebenso, wie das Zusammenspiel auf der Bühne. Immer noch - konzentriert und wach. Eine Zweisamkeit, in der die Musik & das Leben in eins fließen ...
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"Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der Anderen muss man leben" (Mascha Kaléko) ... Nachklang zu einer Beerdigung heute, wo die Trauerfeier zum Zerreißen schmerzerfüllt war.
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Besuch in einer 'Christlichen Bücherstube'. Beim Eintritt bin ich noch entspannt und schaue mich im Sortiment um ... Der Inhaber beginnt ein Gespräch und outet sich als frommer "Trump-Sympathisant", der immer "für ihn gebetet" hat, und nun vor mir ausbreitet, wie "unfair" in den USA gegen ihn gearbeitet wird ... "Er hat sich bekehrt!" flötet seine Frau von der Seite ihre 'Good News', Bekannte aus den USA hielten sie auf dem Laufenden ... Ich bekomme freundlich ein Stück Schokolade gereicht - mir wird schon vor dem Verzehr schlecht und ich muss schnell raus aus dieser Parallel-Welt der Hard-Core-Verblendeten ... Draußen atme ich erstmal frische Luft und gehe schnellen Schrittes zum Auto zurück.
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Advent, das Zugehen auf's Weihnachtsfest ... Ich erinnere mich an meine Studentenzeit und mein Zimmer 108 im Studentenwohnheim in Bochum. Es war immer ein komisches Gefühl, wenn das Haus sich schon recht früh leerte, weil die anderen Bewohner*Innen, die von weiter her kamen, schon etliche Tage vor dem Fest 'Richtung Heimat' abdüsten. Das gewohnte, quirlige Miteinander wich einer komischen, fast beklemmenden Stille im Haus. Man sah, hörte, traf auf den Fluren, in der Küche, im Treppenhaus kaum noch die Anderen. Bis zum Januar, wo sie dann alle wieder da sein würden ... . Wenn ich mein Zimmer dann kurz vor dem Fest auch abschloss, um ebenfalls zu verschwinden, fühlte es sich an, als verließe ich ein "Geisterhaus"
(wird fortgesetzt)